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Missingsch war ursprünglich eine in Hamburg ganz typisch klingende Vermischung von Hochdeutsch mit Plattdeutsch, die im 19. und bis ins 20. Jahrhundert vor allem in den Hafen- und Arbeiterstadtteilen zu hören war. Sie will eigentlich Hochdeutsch klingen, verrät jedoch durch Wortwahl, Aussprache und Satzbau den im Plattdeutschen beheimateten Sprecher. Ihre Verbreitung nahm in den letzten Jahrzehnten stetig ab und ist heute so gut wie verschwunden. "Missingsch" ist auch als "messingsch", "missensch", "mischens" und "mysensch" schon im 15./16. Jahrhundert belegt. Eine naheliegende Wortherkunft wäre die Verbindung mit Messing, die durch "vermischen" von Metallen hergestellte Legierung.

Gekennzeichnet ist der hochsprachliche Hamburger Dialekt vor allem durch eine Verkürzung der Endsilben, z. B.: „Ich komm gleich“ (Ich komme gleich), „Wir fahrn nach Hambo(r)ch“ (Wir fahren nach Hamburg) oder „haben“ → ha(h)m. Auch tritt das kuriose Phänomen auf, dass in der Umgangssprache Adverbien zu Adjektiven verwandelt werden können: So sind zum Beispiel „zue (geschlossene) Türen“, „auffe (geöffnete) Fenster“ oder „appe (abgetrennte) Beine“ anzutreffen.

Das ursprüngliche Niederdeutsche in Hamburg kannte kein anlautendes sch vor Konsonanten und hatte stattdessen ein scharfes s. Allerdings nur noch sehr vereinzelt und als Überbleibsel aus dem früher häufiger gesprochenen Missingsch sind Artefakte wie ein scharfes s bei st oder sp zu beobachten, die auch von Hamburgern selbst als plattdeutscher Dialekt wahrgenommen und von den jüngeren Generationen nicht mehr derart ausgesprochen werden; nur noch sehr selten s-tolpert jemand in Hamburg über den sprichwörtlichen s-pitzen S-tein

 

Hier eine keine Auswahl von typischen hamburger Begriffen

Hier wird noch gebaut..........wer noch alte Begriffe oder Redewendungen kennt, die heute nicht mehr gesprochen werden, ruhig mal an mich senden......

 

 

angetüdert

Ist,wer einen Schwips hat und schon ein bisschen duhn ist

antüdeln

Wer sich anantüdelt,zieht sich an

Bangbüx

Angsthase,wörtlich übersetzt eigentlich Angsthose,weil die Büx eine Hose ist

bannich,bannig

Sehr...ganz schön,sehr viel....im Sinne von:hier is ja bannich wat lohs heude....

benaut

Ist der Hamburger wenn er kleinlaut wird

dafür nich,,,,,,nich dafür.....

Im Sinne des Hochdeutschen :Keine Ursache.....um einen Dank abzuwehren

Dösbaddel....besser; Döesbaddel

wird genannt, wer sich dumm oder ungeschickt verhält. "Dösig" ist z.B. der, der nicht aufpaßt und vor sich hin träumt. Du Dösbaddel, muß jedoch nicht grundsätzlich eine Beleidigung bedeuten und kann auch als freundschaftliche Aufmunterung ausgesprochen werden. Früher war die Bezeichnung auch üblich für Menschen, die nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte waren und als "schwachsinnig" bezeichnet wurden.

durabel

Das aus dem französische übernommene Wort bedeutet "dauerhaft" oder "beständig" und ist gelegentlich beim Verkaufsgespräch im Fachgeschäft zu hören:>>Sehen sie,beste Qualität und äusserst durabel<<

Ein bei ein

Stück für Stück,eins nach dem Anderen

einholen

Einkaufen....von Lebensmitteln

Fellvoll

Jackvoll,hochdeutsch: Arschvoll

Feudel,Feuel

 "Aufnehmer" nennen wohl in ganz Norddeutschland nur die wenigsten ihren Scheuerlappen - in Hamburg heißt er "Feudel" oder früher "Feuel" oder "Feul". Zum Feudeln des Fußbodens wird er nicht über einen Schrubber, sondern über einen --» Leuwagen<<gelegt

eben und eben dient als Redewendung zur Beschreibung von "So-geradenoch"-Situationen, wenn also etwas "haarscharf ausgereicht" hat. Frage: "Krissas hin, dein Kroms pünklich feddich su machen?">"Tschä, man ehmuntehm!" (Na ja, so eben und eben!) Zu "Tschä" siehe --» Ja)

gediegen bezeichnet im hochdeutschen Sprachgebrauch etwas von unbestreitbarem Wert, etwas Reines und Gutes, das stets waschecht ist. Dem Hamburger jedoch scheint soviel Positives offensichtlich ein wenig suspekt zu sein, denn in der Hansestadt kann dem Ausdruck auch die Bedeutung von "nicht ganz koscher" oder "merkwürdig" zukommen: "Was der alles so von sich erzählt, dascha gediegen." Auch ein Ausruf des Erstaunens kann lauten:"Ischa gediegen!"

Gedöns --» Tüdelkram, Tühnkram, Tüdelüt oder Tüdelei

Grabbelbüdel wird eine kleine mitgeführte Tasche genannt, in der ihr Besitzer alles mögliche hineinsteckt und mit sich herumträgt. Um eine Utensilie herauszufischen, muß er darin herumgrabbeln, was hochdeutsch etwa mit "wühlen" oder "fingern" übersetzt werden könnte. 

Handstein ist ein alter Name für den Ausguß in der Küche.

 

 Hühn un Pedühn steht für "alle möglichen Leute" und ist somit wie "Hans und Franz" ein Ausdruck wie das in ganz Deutschland verbreitete "Hinz und Kunz".

in brass --» fühnsch  wütend.....

in Tüdel kommen Wer "in Tüdel kommt", verliert die Übersicht und bringt alles durcheinander. Diesen Zeitpunkt möglichst weit hinauszuschieben, versuchen Kinder beim Fadenspiel mit dem --» Tüdelband.

tutig Wer tutig dies oder jenes tut, der handelt stets in harmlosester Absicht, er zeigt sich naiv, treuherzig und - das ist nämlich fast die Regel - auch treudoof. Für "trantutig" oder die "Trantüte"

 

 

 Kaffeeklappen war der inoffizielle Name der Volksspeise- und Kaffeehallen im Hamburger Hafen. Im Gegensatz zum Angebot des --» Fleegenweerts gab es hier nur alkoholfreie Getränke und warmes Essen. Nach dem Beispiel der 1885 vom Verein gegen den Mißbrauch geistiger Getränke in der Wexstraße eingerichteten Halle eröffnete der 1887 gegründete Verein für Volkskaffeehallen mehrere im Hafengebiet. 1959 waren noch fünf Haupt-, neun Nebenkaffeehallen und vier Verkaufsstände in Schuppen in Betrieb. Die letzte Kaffeeklappe am Kaiser-Wilhelm-Hafen schloß 1985, und die Arbeiter waren wieder auf die Thermoskanne (Kaffeetäng) angewiesen 

 

 Kehrwieder heißt eine Straße auf der durch Zollkanal und Binnenhafen von der Stadt getrennten Kehrwiederinsel. Sie ist der westliche Teil der alten Brookinsel (den östlichen bildet die Wandrahminsel). Der Name leitet sich vermutlich davon ab, daß man, einmal bei der Kehrwiederspitze angekommen, buchstäblich wieder umkehren mußte. Dies änderte sich erst 1878 mit dem Bau der Niederbaumbrücke als Verbindung zum --» Baumwall. Das dicht mit Hamburger Bürgerhäusern bebaute Kehrwiederviertel mußte ab 1883 dem Bau der Speicherstadt weichen

klarmüstern oder klamüsern ist plattdeutsch und heißt soviel wie "über etwas nachdenken" oder "grübeln". Wer jedoch "was ausklamüstert", heckt etwas aus und schmiedet Pläne.

Klüsen heißen die Öffnungen an der Bordwand, durch die die Taue zum Festmachen des Schiffes führen. Die Ankerkette verläuft durch die "Ankerklüsen". An Land steht der Begriff auch umgangssprachlich für die menschlichen Augen. Wer "dicke Klüsen" hat, hat zumeist am vorigen Abend zuviel gefeiert oder sich ein blaues Auge geholt."Mok de Klüsen dicht" kann auch heißen, daß man jetzt endlich die Augen schließen und schlafen soll.

kriegen steht nicht nur für "bekommen", sondern kann auch für "zu tun haben" verwandt werden: "Mit der Sache hast du Oberhaupt nix zu kriegen!" - "Damit hab'ich nichts zu kriegen", kann auch heißen, daß der Betreffende von der Angelegenheit nichts weiß. Kinder spielen nicht "Fangen" oder "Haschen", sondern "Kriegen", und wer beim Raufen oder "Kloppen" seinen Kontrahenten nicht bezwingen, ihn nicht niederringen konnte, der wurde "runnergekricht" oder auch "übergekricht".

längskommen "tut" man, wenn einem für einen bestimmten Zweck etwas als ausreichend erscheint: "Mit der Menge Getränke sollten wir die Fahrt über längskommen. ". Eine weitere Bedeutung ist "jemanden begleiten" oder "besuchen": "ich komm' noch eben (mit) längs"

Luscherei herrscht, wenn gebummelt wird und eigentlich anstehende Arbeiten nur nachlässig ("luschig") oder gar nicht verrichtet werden.

meinswegen ist schönstes --» Missingsch und bedeutet natürlich nichts anderes als das hochdeutsche "meinetwegen".

melanklöterig fühlt sich, wer tieftraurig und somit melancholisch ist. "Melan" stammt übrigens aus dem Altgriechischen und bedeutet "schwarz" 

mit eins ist die hamburgische Variante von "auf einmal" und wird dementsprechend im Sinne von "unversehens" oder "plötzlich" angewandt.

nölen oder "nödeln" entstammt dem Plattdeutschen und steht für "maulig" oder sogar --» mucksch sein, vielleicht deshalb auch für "langsames Arbeiten", das auch lautmalerisch gut passen würde. Solch träges Tun wird auch als "nuddeln" bezeichnet, ein "Nuddelbüdel " ist also jemand, auf den man ewig warten kann.

Ollen "Unse Ollen" sagen Kinder untereinander für "unsere Eltern" (plattdeutsch: Öllern).

Olsch ist die Alte, mit der sprachlich derb die Mutter oder die Ehefrau gemeint sein kann. "De olsch mit de Lücht" (Die Alte mit dem Licht) war der Titel eines 1922 am Ernst-Drucker-Theater, dem späteren St.-Pauli-Theater, uraufgeführten vieraktigen Volksstückes mit großem Erfolg. Auch der schönwetterliche Spaziergangsaufforderung "Rut mit de Olsch in de Freuhjohrsluft!" war von der Bühne ins Publikum gesprungen und von dort in den Hamburger Wortschatz gelangt 

patuh oder petuh wird das französische "partout" (= überall) ausgesprochen. Es ist ein beliebtes Verstärkungswort., "Se will patuh nich midde S-Boahn faan, sonnem immä midd'n Woogen!" Im Flensburger Raum bezeichnet "Petuhtante" eine Frau, die, von Arbeit oder anderen Verpflichtungen befreit, die Zeit hatte, sich z.B. mit Freundinnen auf den Fördedampfern zu Kaffee, Kuchen und Klatsch zu verabreden.

pischern ist eine verbreitete Bezeichnung für das "kleine Geschäft", dessen Verbform nördlich der Elbe somit sehr viel weicher ausgesprochen wird, als es mit "pinkeln" oder dem harten Doppel-S in "pissen" andernorts zu hören ist .Andere Ausdrucke lauten "seegen" und für kleine Kinder "lötern", "püschen", 

Pli Wer etwas mit Pli erledigt, der hat der Sache eine gute Wendung gegeben - was aber nicht weiter verwunderlich ist, da jemand mit Pli sowieso schlau ist und sich auf gewandtes Benehmen versteht. Ein glatter und guter Sprecher glänzt mit regnerischem Pli. Das Wort ist als umgangssprachlicher Ausdruck aus dem Französischen übernommen worden und seit dem 18. Jahrhundert belegt.

plietsch ist, wer sich pfiffig und gewitzt anstellt, wer auch in verfahrener Situation nie um einen Ausweg verlegen ist oder auf unangenehme Fragen stets eine schlagfertige Antwort parat hat. "Plietsch" hängt übrigens nicht, wie man annehmen sollte, unmittelbar mit --» Pli zusammen, sondern es leitet sich von dem hochdeutschen Wort "politisch" ab, das im 17. Jahrhundert im übertragenen Sinne als Schlagwort für französisches Benehorganisiert waren (Quartiersleute = Viererleute). Sie nannten sich nach dem Namen ihres Vormanns, wobei die Teilhaber, die Consorten, im Firmennamen als "& Cons." erschienen. Die heutigen Lagerunternehmen haben diese Tradition beibehalten.

 

 Quiddje oder Quittje ist eine halb scherzhafter halb spöttische Benennung für Nichthamburger oder Neuzugezogene in der Stadt. Die Herkunft des nach dem heutigen Stand der Forschung erstmals 1865 in einer Hamburger Zeitung aufgetauchten Wortes ist unbekannt. Der nur in Hamburg vorkommende Begriff bezeichnet aber auch allgemein Vornehmtuer oder Personen mit ungewohntem, z.B. süddeutschem Dialekt und auffallender Sprachmelodie.

reell Das französische Wort "réel" bedeutet "wirklich" oder "echt". Im Hamburger Hochdeutsch ist eine reelle Sache schon von sich aus immer etwas Gutes, etwas "Vernünftiges". Was etwas taugt, das ist reell, das läßt sich verwerten. Als Gegenteil könnte das Wort --» albern gelten, denn was albern ist, ist --» dumm Tüch, also dummes Zeug und somit unsinnig und wertlos.

Rundstück heißen in Hamburg Brötchen, sofern sie mit weißem Mehl gebacken sind, ihr Äußeres rund bis länglich ist und weder Kniff noch Falte aufweist. In dieser Form wurden sie schon im 17. Jahrhundert in der Stadt gebacken. Für ein "Rundstück warm" wird ein solches Brötchen in zwei Hälften geschnitten und mit gekochtem Schinken oder warmem Braten und dunkler Bratensoße serviert.

 

suhtje Statt mit dem hochdeutschen "sachte, sachte" können in Hamburg auch mit dem Ausspruch "suhtje, suhtje" oder "Man gaanz suhtje" all diejenigen gebremst werden, die störende Hektik verbreiten (ebenso: --» man sinnig). Ein mit Bestimmtheit ausgesprochenes "Suhtje" kann gegen einen drängelnden Bittsteller auch heißen:"So nich mit mir jezz weiter wie ich sach"

Tüdelkram, Tühnkram, Tüdelüt oder Tüdelei sind sämtlich Dinge, die im Gespräch als überflüssig erachtet werden. Zum Teil sinnverwandt ist das nicht mehr verwandte plattdeutsche Wort "dönen", das sich im Wort "Gedöns" (für unsinniges Gerede oder auch für überflüssige Dinge) wiederfindet und als dröhnen weiterbesteht. Wem gesagt wird: "Das ist doch Tühnkram, was du da erzählst" oder "Du tühnst ja", dem wird der Inhalt seiner Reden nicht geglaubt, weil er übertreibt, flunkert oder einfach aufschneidet ("lssoch Tüdelüt, wassu da sachs!" oder "Hör auf mit dein Tüdelei").

umme Hand haben Wer nichts "umme Hand hat", hat nicht zu tun und kann (oder muß) die Finger ruhen lassen.

Vigeliensch, vigelant und ausklaviert Die Violine (plattdeutsch: Vigelien) ohne Kratzen und Quietschen zu spielen ist eine feine, aber schwierige Sache, die lange gelernt sein will. Daher ist es kein Wunder, daß sich zur allgemeinen Bezeichnung von komplizierten Angelegenheiten das Wort "vigeliensch" gebildet hat. Wer etwas vigelant (wiggelant) hin bekommen hat, hat es geschickt eingefädelt, oder ausvigeliert, woraus wiederum "ausklaviert" wurde.

 verrüschen Wer verrüscht wird, wird "verpackst" oder "kricht Kloppe".